Kenia liegt im Gebiet des Großen Ostafrikanischen Grabenbruchs und bietet eine Vielzahl an Landschaften mit entsprechend unterschiedlicher Vegetation. Die Landesfläche ist in fünf verschiedene Klimazonen zu unterteilen, von trocken bis tropisch feucht an der Küste im Osten über den regenreicheren und heißeren Westen am Viktoriasee, vom gemäßigten Klima des Hochlandes und Nairobis bis hin zur Wüste Chalbi im Nordosten und dem (noch) schneebedeckten Mount Kenya im Zentrum, dem mit 5.199 Metern zweithöchsten Berg Afrikas. Weite Teile des Landes sind von wildreicher Savanne bedeckt, aus der Luft wirkt sie oft grün, doch am Boden ist sie so trocken, dass eine landwirtschaftliche Nutzung nicht möglich ist und nur Viehnomaden mit ihrem angepassten Lebensstil dort noch ihr Auskommen finden können.
Die Gesamtfläche der Nationalparks und Reservate erreicht fast die Größe Bayerns. Weltbekannt ist die Masai Mara an der Grenze zu Tansania, Schauplatz der letzten großen Wildtiermigration der Welt, wo alljährlich Hunderttausende Gnus und Zebras auf dem Weg in bessere Weidegründe den Sprung über den Marafluss wagen. Im Amboseli-Nationalpark finden sich die ältesten Elefantenpopulationen, wegen der kalkhaltigen Erde die «white elephants» genannt, in Tsavo East und West die meisten Elefanten, wegen der roten Erde heißen sie «the red elephants of Tsavo». Die letzten Waldelefanten begegnen Besuchern der Aberdares und des Mount Kenya. Für seinen Nashornreichtum ist der Nakuru Nationalpark bekannt, wegen seines Sees auch bei Flamingos beliebt. Spektakulär ist der Ausblick aus dem Nairobi National Park auf die Skyline der Stadt – wohl die einzige Hauptstadt der Welt, die sich einen Nationalpark leistet. Der Kenya Wildlife Service hat auf seiner Webseite alle unter seiner Obhut stehenden Parks aufgelistet und verlinkt. Hinzu kommen private Reservate wie jene auf dem Laikipia-Plateau, zum Teil verbunden und vernetzt, die offenbar immer wichtiger für den Erhalt der kenianischen Tierwelt werden.
Diese Tierwelt, deren Biodiversität einzigartig ist, gehört nicht nur zu Kenias wichtigsten Touristenattraktionen, sondern ist in vielen Fällen Teil des Weltnaturerbes und steht unter dem Schutz der UNESCO. Neben dem Mount Kenya mit seiner einzigartigen Flora und Fauna sind es die Parks am Lake Turkana und das Seesystem des Great Rift Valley in Kenia. Viele Gebiete stehen zudem auf der Vorschlagsliste des UNESCO-Weltnaturerbes.
Leider kennen die meisten Kenianer Elefanten und Löwen nur aus dem Schulbuch oder von Reklametafeln, da sie sich einen Nationalparkbesuch nie leisten könnten. Umso wichtiger sind ökologisch vielleicht nicht bedeutsame, aber für die Aufklärung unersetzliche Initiativen wie die der Sheldrick Farm am Rande Nairobis, wo verwaiste Elefanten und Rhinos aus der Region unter einem kaum glaublichen Aufwand an menschlichen und materiellen Ressourcen aufgepäppelt und dann in Tsavo wieder ausgewildert werden. «Birdies», Vogelliebhaber, kommen aber auch ohne Safaris aus und schon in Nairobi auf ihre Kosten. Die Vielfalt der Vogelwelt ist für eine Großstadt bemerkenswert und fällt sofort auf. In ganz Kenia sind über 500 verschiedene Vogelarten zu finden.
Sehr sehenswert für einen ersten Eindruck vom Land ist die umfangreiche Fotogalerie von Christoph Grandt. Sie sehen dort nicht nur Landschaftsbilder aus fast allen Regionen Kenias, sondern auch
viel vom Alltagsleben der Menschen. Der niederländische Fotograf Sven Torfinn, der seit vielen Jahren in Kenia lebt, gehört zu den renommiertesten Profifotografen im Land mit einem breiten Portfolio, ebenso die Journalistin Kirsten Milhahn, deren Homepage interessante Reportagen über Land und Leute enthält.
Ökologische Fragen: Bringt der Klimawandel mehr Regen?
Trotz der Lage des Landes am Äquator sind Klima und Vegetation nur an der Küste und am Viktoriasee tropisch feucht. Landwirtschaft ist in einem schmalen Streifen im Hinterland der Küste und vor allem in den fruchtbaren Highlands möglich, wobei sich die Landkonflikte insbesondere im Rift Valley konzentrieren. Updates über natürliche und gesetzliche Rahmenbedingungen der landwirtschaftlichen Produktion, Viehzucht und Fischerei bietet die FAO.
Das kenianische Hochland mit seinem gemäßigteren Klima war in der Kolonialzeit auch für die europäischen Siedler attraktiv. Die Nordhälfte des Landes zwischen Lamu und Lodwar ist karg bis wüstenhaft und deshalb nur spärlich besiedelt. Regen und Regenvorhersagen werden immer wichtiger, vor allem um den Zeitpunkt von Aussaat und Pflanzung zu bestimmen. Aus den Informationen des staatlichen Wetteramts und der Gesellschaft für Meteorologie lassen sich aktuelle Angaben über das Wetter sowie Prognosen entnehmen. Dürrezeiten verursachen besonders in den nördlichen Regionen immer wieder Hungerkrisen. Viele Jahre lang musste das Welternährungsprogramm mehr Menschen in Kenia mit Nahrungsmitteln aushelfen als etwa im bürgerkriegsgeplagten Sudan; der nationale und regionale Austausch und Handel mit Lebensmitteln funktioniert nur unzureichend. Hinzu kommt, dass selbst wenn Nahrung vorhanden ist, die ärmeren Dürreopfer sich keine kaufen können.
Preisfrage für die Zukunft ist, wie sich der Klimawandel auf Kenia auswirken wird. In Äthiopien hat auf Grund der – vielfach als zu dramatisch kritisierten – Prognosen der Klimaforscher bereits der Druck auf die Ressource Land zugenommen, denn in Ostafrika wird, anders als im südlichen Afrika, in bestimmten Lagen mehr Regen erwartet als bislang; eine ähnliche Entwicklung könnten Gebiete erfahren, wo die Temperaturen im Schnitt seit 1960 um ein Grad gestiegen sind und wo künftig mit mehr Extremwetterereignissen zu rechnen ist. Mit einem Nationalen Klima-Aktionsplan als Teil des Entwicklungsprogramms Vision 2030 bereitet sich die Regierung auf die Veränderungen vor. Schon seit einiger Zeit setzen die Regenzeiten wenig verlässlich ein, so dass die Bauern nie sicher sein können, zur richtigen Zeit ausgesät zu haben. Genauere Prognosen enthält der jüngste Bericht des Internationalen Expertentenpanels für den Klimawandel (IPCC) aus dem Jahr 2018.
Die Regierung Kenias ist sich der Klima-Problematik seit langem sehr bewusst und hat Strategien gegen den Klimawandel sowie für die Klimafolgenanpassung entwickelt, wie das Grantham Research Institute der London School of Economics in einem analytischen Überblick aus Anlass des Pariser Klimagipfels 2015 feststellt. Auch Teilen der Bevölkerung ist das Problem bewusst – und wer dafür verantwortlich ist, unter anderem die Europäer mit ihrem Ressourcenverbrauch. Gegen die EU läuft deshalb Medienberichten zufolge eine Sammelklage, der sich auch kenianische Dürreopfer angeschlossen haben sollen. Dass die verheerende Entwaldung Kenias den schädlichen Klimaphänomenen nicht zuwiderläuft, sondern sie verschärft, wird in den Berichten nicht erwähnt.
Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Verfasser ist der Historiker und Journalist Stefan Ehlert. Die Urheber wurden informiert, dass auf meiner Tourismusseite zu Kenia die Inhalte veröffentlicht werden.